Berufsrecht und Berufspraxis

Berufsperspektiven im alternativen Gesundheitsbereich

von Gerhard Tiemeyer, DGAM Ausbildungsleiter, Berater im DGAM Servicebüro.

 

1. Überblick

Viele spüren in sich den Wunsch, helfend und fördernd mit anderen Menschen zusammenarbeiten zu wollen. Eigene positive Erfahrungen mit einzelnen Methoden wirken oftmals wie ein Wegweiser zu alten Begabungen und neuen Möglichkeiten. Für diejenigen, die sich auf den Weg machen wollen oder die bereits erste Ausbildungen machen, werde ich eine erste Orientierung anbieten, um dann auf einzelne Möglichkeiten genauer einzugehen.

Bei der Wahl von Ausbildungen ist nach meiner Beratungserfahrung von grundlegender Bedeutung, eine Vision für die konkrete Praxis zu gewinnen. Für diese Praxis sind weniger die einzelnen Methoden relevant, als vielmehr das, was man mit ihnen machen kann. Einzelne Methoden wie zum Beispiel Reiki, Healing Touch, Shiatsu, Bachblüten, Kinesiologie, Meditationstechniken usw. sind Medien und Arbeitsmittel für die Arbeit mit Menschen. Manche Methoden treten äußerlich zwar wie eigenständige Berufe auf, doch sollte dieses Auftreten Sie eher skeptisch stimmen. Für eine erfolgreiche Praxis ist auf Dauer eine innere Berufsidentität von Bedeutung, in der dann verschiedene Methoden angewendet werden können. Um die Richtung der Arbeitsperspektive für sich zu erkennen, sollten Sie Ihre persönliche Vision ausmalen:

  • Wenn Ihre Vision dahingeht, Menschen Entspannung, Vitalität und ein allgemeines kräftigendes Wohlbefinden zu vermitteln, dann werden Sie im offenen Bereich der allgemeinen Gesundheitsförderung oder des Wellnes arbeiten.
  • Wenn Sie ein eher pädagogisches Interesse haben, wenn Sie gerne Menschen für neue Erfahrungen begeistern und im Erleben neuer Möglichkeiten anleiten wollen, dann ist Ihre Perspektive die Arbeit im Bereich Gesundheitsbildung, Persönlichkeitsbildung und Selbsterfahrung.

Diese beiden Bereiche kann jedermann frei und ohne umfangreiche gesetzliche Einschränkungen anbieten.

  • Wenn Sie sich für Krankheiten interessieren und wenn Sie Menschen in Bezug auf Leiden, Schmerzen oder Störungen, zu denen auch Disharmonien und Inbalancen gehören, behandelnd helfen möchten, so werden Sie Heilpraktiker oder Heilpraktiker für Psychotherapie als Berufsperspektive aufbauen.

Das Heilpraktikergesetz wird im psychotherapeutischen und im heilkundlichen Bereich in der BRD sehr eng ausgelegt. Das bedeutet, auch das Behandeln von Blockaden, das Lösen und Aufheben von Störungen, das Lindern von körperlichen Schmerzen und das gezielte Fördern der Selbstheilungskräfte ist im Prinzip an ein Bestehen der Heilpraktikerprüfung gebunden.

Seit dem letzten Jahr gibt es durch ein Urteil des Bundesverfassungsgerichtes einen neuen Berufsbereich: den der Geistheiler. Wer mit religiösen oder spirituellen Methoden in einer bestimmten Weise arbeitet, insbesondere, wenn er immer in der gleichen Weise und grundsätzlich ohne diagnostische Gespräche tätig ist, kann dies ohne weitere Erlaubnis tun.

Rechtlich betrachtet gibt es also neben den staatlichen Heilhilfsberufen wie Physiotherapeut usw. vier Berufsfelder, die deutlich voneinander unterschieden sind:

Praktiker im Bereich Entspannung , Fitness, Wellness und Kosmetik

Pädagogen für Beratung, Persönlichkeitsbildung und Selbsterfahrung

Heilpraktiker und Heilpraktiker für Psychotherapie

Geistheiler

Sehr viele alte und neue Methoden aus der Naturheilkunde, aus der humanistischen Therapie, der Energiearbeit, der Meditation usw. können je nach Akzentsetzung in jeweils verschiedenen Praxisbereichen angewendet werden. Dies ist ein weiterer Grund, warum Sie bei der Wahl Ihrer Aus- und Weiterbildungen weniger auf die Methoden, als mehr auf den Anwendungsbereich schauen sollten. Gute Ausbildungsangebote informieren genau über die rechtlichen Bedingungen für die Praxis und bereiten auf unterschiedliche Formen der Anwendung vor.

Wenn Ausbildungen praxisrelevant sein wollen, so sollten sie immer auch Unterricht in der Gesprächsführung enthalten, der konkret auf die Anwendungsziele bezogen ist. Ansonsten riskiert man, eine Methode zwar im Kreis der Ausbildungspartner und im Kreis der Bekannten anwenden zu können, aber im Kontakt mit normalen Menschen immer eher zusätzliche Probleme zu bekommen.

Formal sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, dass Ausbildungsträger faire Informations- und Kontaktmöglichkeiten anbieten, bevor man mit Ausbildungen beginnt. Bewährt haben sich auch kleinere Modulangebote, die man sich nach eigenen Interessen zusammenstellt.

Anbieter sind gesetzlich verpflichtet, bei Kurs- und Ausbildungsangeboten alle Nebenkosten zu erwähnen. Wenn also zu einer Ausbildung Einzelstunden oder umfangreiche Literatur oder Prüfungsseminare gehören, dann muß dies vorher mitgeteilt werden.

 

2. GesundheitspraktikerIn für Entspannung und Vitalität; WellnesstrainerIn

Gesundheit beginnt mit Genießen

Diese alte Weisheit ist mittlerweile durch modernste Forschung belegt worden. Glücklich zu sein, kann man lernen wie eine Fremdsprache und die Glücksformel hierfür heißt: Genießen – nicht immer, aber immer öfter. Menschen, die genießen können, sind nachweislich seltener krank, gesunden schneller, nach Krankheiten oder Unfällen, sind sozial ausgeglichener und sie lernen besser als Menschen, deren Hauptwort ‚ich muss’ ist. Der Boom von Entspannungs- und Wellnessangeboten ist insofern Zeichen einer guten Gegenbewegung zum Leistungsstreß: Sich ‚Wohlsein’ (Wellness) zu gönnen, ist die beste Gesundheitsvorsorge, die es gibt.

Die beruflichen Möglichkeiten im weiten Feld der Wellnessbewegung sind kaum zu überblicken. Ebenso die Angebote an Ausbildungen, an Zertifizierungen und Gütesiegeln, die inzwischen den Markt durchziehen.

Wenn Sie sich für eine Arbeit im Wellnessbereich interessieren, so sollten Sie zu allererst danach schauen und nachspüren, welche Art von Praxis Sie selbst begeistert. Denn Ihr Erfolg wird weniger von Ihren Sachargumenten abhängen, als viel mehr von Ihrer eigenen Begeisterung und Lebensfreude.

Praxisformen sind zum Beispiel: Körperliche Entspannung durch Massagen, zusätzlich eventuell Aktivierung des Meridiansystems durch Methoden aus der TCM durch Reflexzonenarbeit u.v.a.. Energetisches Arbeiten über Reiki oder andere energetischer Entspannungswege; mentale Methoden, die über die Sprache und Vorstellungsvermögen wirken. Hierzu gehören Selbstveränderungstechniken (positives Denken) und auch Übungsformen wie Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung; Sanfte, genussvolle Sportarten sind ein weiterer Weg; Selbstverständlich bildet auch das Anwenden von Geräten aus dem Fittness- und Beautybereich oder Methoden aus der Farb-. Musik- , Aromatherapie usw. gute Anwendungsmöglichkeiten.

Viele Angebote und Ausbildungen integrieren auch Ernährungsberatung und medizinische Themen. Wenn in den Angeboten die Vor-Sorge, das Vor-Beugen und eine Art drohendes oder auf Probleme gerichtetes Auftreten verbunden ist, dann wird allerdings der eigentliche Kern und Sinn der Wellnessbewegung verfehlt. Für die Berufswahl sollte man dann überprüfen, ob ein Heilberuf hier nicht sinnvoller ist.

Juristisch sind alle Angebote und Praktiken, die klar und deutlich die Entspannung und das Wellnesserleben zum Ziel haben, erlaubnisfrei. Es gibt keine notwendigen Nachweise oder Überprüfungen. Sobald allerdings die Angebote mit Bezug auf Leid- oder Schmerzminderung, gezielte Krankheitsvorbeugung, Krankheitslinderung oder zum Beispiel energetischer Heilung verbunden sind, hört der rechtliche Freiheitsbereich auf.

In der Praxis empfiehlt es sich, nach und nach ein immer umfangreicheres Methodenrepertoire zu beherrschen, das auch Gruppenleitung einschließt. Man kann und sollte bereits mit relativ kurzen Ausbildungen in die Praxis gehen. Denn beim Vermitteln von Entspannung und Genießen ist die Praxis weit wichtiger, als Technik und Theorie. Bei der Wahl von Ausbildungsangeboten sollten Sie darauf achten, daß Ihr Lernen – und die Verträge – in kleinen Abschnitten erfolgt und daß viel Üben und Praxis enthalten ist. Wellness ist übrigens keineswegs ‚einfach nur Entspannung’, Nichtstun und Konsum. Die Kunst des Genießens und der guten Entspannung besteht darin, die optimale positive Herausforderung für Körper, Geist und Seele zu finden. Weil diese optimale Balance von Fordern und Fördern immer individuell ist und sich immer erst in einem Erlebnisprozess zeigt, müssen Aus- und Weiterbildungen genau diesen Aspekt berücksichtigen.

Die Deutsche Gesellschaft für Alternative Medizin bietet mit dem Berufsbild ‚Gesundheitspraktiker für Entspannung und Vitalität’ Aus- und Weiterbildungen an, die in kleinen Schritten Praxisfähigkeit aufbaut und die auch mit anderen Aus- und Weiterbildungen kombinierbar ist. Im Berufsverband der Gesundheitspraktiker (BfG) sind bundesweit Praktiker/innen und Ausbilder/innen engagiert, die methodenübergreifend nach dem Leitprinzip: Gesundheit durch Genießen’ arbeiten.

  • Die Berufsaussichten für diesen Bereich sind optimal. Der Markt wächst, weil immer mehr Menschen für sich spüren, daß sie der Leistungsgesellschaft eine persönliche Alternative zur Seite stellen wollen. Sich etwas Gutes zu Gönnen, sich wohl zu fühlen, sich ein Auszeit zu nehmen – sich berühren und verwöhnen zu lassen, ohne dass dies mit etwas anderem als einfachem, positivem Genießen verbunden ist.

Vorsicht ist geboten, wenn Wellnessangebote überwiegend aus Produktverkauf besteht. Um in diesem Markt erfolgreich zu sein, bedarf es einer inneren Motivation als Händler.

Man sollte sich auch sehr klar darüber sein, daß dieser Marktbereich privat finanziert wird. Die Kassenförderungen werden immer auf medizinische Interessen gerichtet sein und immer mehr entsprechende Qualifikationen erfordern. Anstellungen in Wellnesshotells oder anderen Einrichtungen sind möglich, dochsollte man dies als Ziel nicht in den Mittelpunkt stellen.

 

3. Lehrer/in für Persönlichkeitsbildung und Selbsterfahrung

Wenn Sie eine der vielen alternativen Szenezeitungen aufschlagen und die Kleinanzeigen durchgehen, so scheint dieser Bereich sehr verbreitet zu sein. Nach meiner Erfahrung ist dies ein Irrtum. Sehr viele Angebote, die das Lösen von Problemen vermitteln wollen, die Selbstveränderung oder sogar Glücklichwerden anbieten, sind juristisch gesehen eher in den Heilbereichen angesiedelt, ohne dies deutlich zu machen. Man riskiert einfach Abmahnungen oder wiegt sich in Unkenntnis. Der freie pädagogische Bereich besteht aus einer klaren Arbeitsbeziehung zu den Klienten. Es wird Unterricht angeboten und/oder ein Begleiten im Lernen neuer Fähigkeiten. Der Blick ist hierbei immer nach vorne gerichtet. Das Lösen von alten Mustern, von Blockaden oder Problemen darf nicht im Mittelpunkt stehen. Anbieter im Bereich der Selbsterfahrung und der Persönlichkeitsbildung (dazu gehören auch alle Trainer und Coachinpraktiker) gehen immer von einem belastbaren, psychisch stabilem Klienten aus.

Die innere Motivation für diese Berufsrichtung ist weniger ein ‚Helfen’ oder ein ‚Heilen’ wollen, sondern ein Begleiten- und Führen Wollen.

Sehr viele Methoden aus den therapeutischen Bereichen eignen sich für dieses Praxisfeld. Ebenso selbstverständlich alle kreativen Methoden. Im Mittelpunkt wird immer die Gesprächskompetenz stehen, denn in der Bildung geht es um das Vermitteln von sinnlichen Erfahrungen und Verstehen und diese Verbindung wird über sprachliche Kommunikation hergestellt.

Insbesondere für den kreativen Trainingsbereich und für die offene, lösungsorientierte Lebensberatung sind die Praxisperspektiven zur Zeit noch immer expandierend.

Für eine Aus- und Weiterbildung sollte man sich sehr viel Zeit nehmen und die Entwicklung langsam angehen lassen. Ausbildungen, bei denen nur eine Methode unterrichtet wird, sollten sehr kurz sein. Sie sind wie kleine Module zu betrachten, von denen man möglichst viele kennen lernt, um letztendlich die eigene Mixtur zu erarbeiten. Lange Ausbildungsangebote sollten immer mehrere Methoden enthalten und unbedingt ein intensives Kommunikationstraining enthalten.

 

4) Heilpraktiker/in für Psychotherapie

Heilpraktiker für Psychotherapie ist ein Beruf für Menschen, die sich für das psychische Leid von anderen Menschen öffnen wollen. Psychotherapeutisches Arbeiten erfordert vor allem sehr viel Geduld, Respekt und Akzeptanz.

Um Psychotherapie anbieten und durchführen zu können, ohne staatlich zugelassener Psychotherapeut , Arzt oder naturheilkundlicher Heilpraktiker zu sein, ist eine eingeschränkte Heilerlaubnis notwendig. Sie wird gelegentlich auch ‚Prüfung zum kleiner Heilpraktiker’ genannt, weil die juristische Definition der Zulassung für den Heilpraktikerberuf entspricht.

In der Prüfung geht es darum, sichere Kenntnisse in Bezug auf das Erkennen psychischer Gefährdungen und psychiatrisch relevanter Störungen nachzuweisen. Es soll sichergestellt werden, daß Gefährdungen rechtzeitig erkannt werden und daß die Grenzen zur Psychiatrie, Neurologie und Medizin eingehalten werden. Die Prüfung ist nur indirekt auch eine Prüfung der Therapiekompetenz. Es muß eine Anwendungssicherheit deutlich gemacht werden, die zum Beispiel die Kompetenz der Zusammenarbeit mit anderen Fachleuten beinhaltet.

Die Ausbildungswege für den psychotherapeutischen Heilberuf können sehr vielseitig sein. Oftmals drängt die Erfahrung aus pädagogischen, sozialen oder beratenden Berufen zu einer therapeutischen Akzentsetzung. Gelegentlich entstehen entsprechende Interessen aus Entspannungs- oder Meditationskursen. Juristisch wird die eingeschränkte Heilerlaubnis notwendig, wenn psychisches Leiden in den Mittelpunkt der Arbeit rückt. Lebensberatung, Training, Unterricht, Selbsterfahrungsangebote usw. werden dann Psychotherapie, wenn sie über praktisch lösungsorientiertes Lernen hinausgehen und die Ursachen psychischer Störungen, zum Beispiel die Gründe emotionaler Blockaden oder Lernstörungen, zu behandeln beginnen. Wer bereits mit der ein oder anderen Methoden arbeitet und sich nicht sicher ist, ob dies noch im erlaubnisfreien Bereich stattfindet, sollte sich dringend beraten lassen, denn das Heilpraktikergesetz findet zunehmend auch im psychologischen Bereich Anwendung.

Um als Heilpraktiker/in für Psychotherapie qualifiziert zu sein, bedarf es neben der Heilerlaubnis und dem entsprechenden Sicherheitswissen, einer Ausbildung in mehreren Methoden, die therapeutisch einsetzbar sind. Zum Beispiel Gesprächstherapie, Körpertherapien, psychologische Kinesiologie, ayurvedische Psychotherapie, künstlerische Methoden, energetische psychische Heilmethoden. Wenn Sie eine Therapiemethode erlernen, so sollten Sie darauf achten, daß die Anbieter deutlich kennzeichnen, wann Sie eine Heilerlaubnis für ein praktisches Anwenden benötigen. Gute Ausbilder integrieren die Prüfungsvorbereitung oder kooperieren mit Heilpraktikerschulen.

  • Kriterien für die Wahl einer Ausbildung oder eines Angebotes zur Prüfungsvorbereitung sollten unter anderem sein:
  • Der persönliche Eindruck, den Sie durch ausführliche Beratungsgespräche und Kontaktunterricht (den gute Anbieter immer ermöglichen) gewinnen können.
  • Die Flexibilität der Ausbildungsformen. Das heißt es sollten Kursangebote für unterschiedliche Voraussetzungen geben, Individualunterricht und Lernberatung sollte vorhanden sein,
  • Möglichkeiten der kostengünstigen Wiederholung und auch faire Ausstiegsbedingungen. Denn Psychotherapie zu lernen ist immer auch mit persönlichen Entwicklungen verbunden, deren Art und Richtung man nicht über lange Zeiträume festlegen kann.

Die Berufaussichten sind sehr vom eigenen Können und eigenem Engagement abhängig. Objektiv ist es so, daß das Patienteninteresse für Heilpraktikern für Psychotherapie beständig stark wächst. Dies hat verschiedene Gründe. Zum einen steigt die Zahl leichter und mittelschwerer psychischer Störungen, insbesondere im Bereich von Ängsten und Depressionen sprunghaft an. Zum Weiteren erkennen immer mehr Patienten und auch Heilpraktiker und Ärzte die Notwendigkeit, körperliche Heilbehandlungen durch Psychotherapie zu unterstützen. Für diese Aufgaben reichen die Möglichkeiten der psychologischen Psychotherapeuten, der Fachärzte für Neurologie ,Psychotherapie und Psychiatrie nicht aus. Diese sehen in der Psychosomatik und in der stützend vorsorgenden Therapie auch weniger ihre zentralen Aufgaben. Heilpraktiker für Psychotherapie nehmen eine wichtige Vermittlungsrolle zwischen den Fachbereichen ein und sie bilden in gewisser Weise die Basis einer umfangreichen psychotherapeutisch stärkenden und präventiven Grundversorgung der Bevölkerung.

 

5. Heilpraktiker

Der Beruf Heilpraktiker/in umfasst die allgemeine Heilerlaubnis ohne hierfür einen akademischen Abschluß und einer ärztliche Zulassung zu bedürfen. Die Erlaubnis wird nach einer Überprüfung, der sogenannten Heilpraktikerprüfung, erteilt.

Der Sinn der HP Prüfung ist ein Schutz der Kranken. Man mag zur der Prüfung stehen, wie man will – die grundsätzliche Absicht ist sicherlich sinnvoll. Menschen, die Schmerzen haben, die teilweise schon lange leiden, sind oft leichter verführbar, als andere. Wenn der Heilbereich ein völlig offener Markt wäre, so würden noch mehr Geschäftemacher als bisher diese Menschen ausnutzen.

Zum Heilbereich gehört jede Tätigkeit, die in irgend einer Weise die Erwartung fördert, daß ein potentieller Patient meinen könnte, es ginge um Heilung. Zur Heilung gehören auch das Lindern von Schmerzen, die Stärkung der Selbstheilungskräfte oder das Stärken von Heilenergien. Die Erwartung kann durch verschiedene Wege erzeugt werden: Die entsprechenden Worte in der Werbung; das Auftreten in der Praxis; die Einrichtung der Praxisräume und vor allem auch durch den Ruf der Methoden. So ist beispielsweise für Shiatsu, für Reiki, für Fußreflexmassagen, für Bachblüten und einige andere Methoden der Ruf entstanden, daß dies Heilmethoden sind. Das bewirkt, daß bereits das Werben mit dem Namen dieser Methoden eine Erlaubnis voraussetzt. Bestimmte Tätigkeiten, wie Massieren, Berühren und anderes praktisches Umgehen mit Klienten führt nicht automatisch zur Heilerwartung, auch wenn dies oft so verstanden wird. Entscheidend ist die Beziehung zwischen dem Anbieter und dem Kunden.

Tipps für die HP Ausbildung

Eine gute Ausbildung umfasst drei Bereiche

  • Der Erwerb des prüfungsrelevanten medizinischen Fachwissens
  • Das Erlernen einzelnen Methoden wie zum Beispiel Homöopathie, TCM usw..
  • Erste praktische Erfahrungen, die durch Schulambulatorien oder andere konkrete, praxisbezogene Ausbildungphasen vermittelt werden
  • Bei der Wahl einer Schule oder persönlicher Ausbilder/innen sollte man beachten, daß die Freude und das Interesse am Beruf auch im Unterricht stimmig mitvermittelt wird. In der Ausbildung sollte eine Einstellung und Haltung lebendig sein, wie man sie später auch gerne als Heilpraktiker/in den Patienten gegenüber einnehmen möchte.

Lernberatungen und persönliche Beratungen sollten selbstverständliche Bestandteile der Ausbildung sein. Es sollte möglich sein, kostengünstig einzelne Themen und Lernphasen wiederholen zu können. Ein gutes Lernklima ermöglicht auch Interessenten, die aus verschiedenen Gründen meinen, sie könnten kaum so viel Stoff lernen, eine zwar anstrengende doch zugleich fruchtbare und erfolgreiche Lernzeit.

Die Prüfung erfordert ein umfangreiches medizinisches Wissen. Zugleich geht es auch in Bezug auf die Prüfung um mehr als auswendig gelernten Stoff. Die Erfahrung zeigt, daß diejenigen, die auch eine solide Methodenausbildung haben und die nach Möglich Deshalb ist es üblich und sinnvoll, sich an einer Schule auf die Prüfung vorzubereiten. Neben der eigentlichen Prüfungsvorbereitung gehört selbstverständlich auch das Erlernen und Studieren der einzelnen Heilmethoden zur Ausbildung.

Viele Praktiker, die eine einzelne Methode kennen oder die sich heilkundlich gebildet haben, scheuen die lange Ausbildung und die Prüfung. Nach meiner Erfahrung liegen hinter diesen Ängsten oft unklare innere Motivationen. Man ist sich nicht wirklich sicher, ob man sich mit Krankheiten beschäftigen will. Man möchte etwas tun, man ist von etwas begeistert, und weiß noch gar nicht, welchen Weg dies nehmen wird. In diesen Fällen sollte man sich eventuell ausführlich in Bezug auf die eigenen Motive und Möglichkeiten beraten lassen. Die juristischen Fragen und Fragen der Ausbildungsform sind hierbei weniger wichtig. Denn wenn die innere Einstellung stimmig ist, werden die konkreten praktischen Anforderungen mit anderen Augen wahrgenommen.

Die Berufsaussichten für Heilpraktiker/innen sind nach wie vor gut. Auch wenn die Ärzte immer mehr alternative Methoden übernehmen, auch wenn die Kassen immer mehr Probleme machen – der Bedarf und das Interesse an einer intensiven, menschlichen Heilkunst, in der das heilende Gespräch im Mittelpunkt steht, wächst zusehends. Heilpraktiker sind aufgrund ihrer Tradition immer auch psychosomatisch orientiert. Körper, Psyche und Seele bilden für sie in der Praxis eine Einheit. Wenn diese Einheit in der Beziehung zum Patienten gelingt, dann entsteht Heilung selbst dort, wo Technik versagt.

 

6. Beruf Geistheiler/in

Im vergangenen Jahr hat das Bundesverfassungsgericht ein wichtiges Urteil für den alternativen Gesundheitsbereich gefällt. Danach ist geistiges Heilen nicht mehr erlaubnispflichtig. Bisher war es so, daß viele spirituell begabte und qualifizierte Menschen, die mit geistig, spirituellen Methoden arbeiteten, den Weg einer Heilpraktikerausbildung gehen mussten. Dieser Weg entsprach oftmals nicht ihrer inneren Motivation. Durch das Urteil ist hier eine neue, schöne und juristisch auch sichere Berufsperspektive entstanden.

Allerdings ist der neue Beruf in seiner Form noch recht unklar. Es wird eine Weile dauern, bis die Behörden und die betroffenen Berufsgruppen (Ärzte, Heilpraktiker, Psychologen) klare Strukturen entwickeln. Aufgrund der Urteilsbegründung und der bisherigen Erfahrung kann man allerdings für Interessenten an diesem Beruf folgende Hinweise geben:

Geistheilen ist als spirituelle und rituelle Handlung definiert, die grundsätzlich der Förderung der energetischen Selbstheilungskräfte dienen muß. Sie wird vom Verfassungsgericht als ‚dritter Weg’ für Patienten beschrieben, neben Naturheilkunde und Medizin, von dem Menschen sich zwar Genesung versprechen, der aufgrund seines Erscheinens aber ebenso deutlich nicht mit Naturheilkunde und Medizin zu verwechseln sein darf. Dies bedeutet für die Praxis, daß Geistheiler sich gänzlich und klar auf geistiges Heilen beschränken müssen. Sie dürfen in ihrem Auftreten nicht den Eindruck von Naturheilkunde oder medizinischen Kompetenzen erwecken. Konkret sind beispielsweise Gespräche über Störfelder, Energieblockaden oder irgendwelche anderen Ursachen von Krankheiten oder Leiden ein Zeichen für Heiltätigkeit, die nicht mehr frei ist. Geistheiler arbeiten unabhängig von einzelnen Störungsbildern rituell in immer der gleichen Weise mit Menschen. Zum Beispiel durch Handauflegen, durch Anrufen oder Gebete, durch meditative Rituale usw.. Jede auf einzelne Leiden oder einzelne Organe konzentrierte Arbeit wird der Heilkunde zuzuordnen sein und bedarf nach wie vor der Heilerlaubnis. Mediale Beratungen (über vergangene Leben, mit Kontakt zu transzendentalen Kräften u.ä.) dürften ebenso nicht unter die Freiheit der Geistheilung fallen, sondern entweder sind sie nach wie vor Wahrsagerei, Selbsterfahrung und Bildungsarbeit oder Psychotherapie, jeweils mit den entsprechenden Verbindlichkeiten und Notwendigkeiten der klaren Praxisabgrenzung.

Es gibt zur Zeit sehr viele Ausbildungsangebote für geistiges Heilen. Wenn die Anbieter die Begrenzungen in der Praxis, wie sie das Urteil des Verfassungsgerichtes nahe legt, nicht kennen oder nicht akzeptieren, so ist größte Skepsis geboten.

Es ist aufgrund der besonderen Eigenarten spiritueller Erfahrungen kaum möglich, inhaltliche Kriterien zu nennen, die eine Auswahl anleiten können. Die eigene Erfahrung ist immer ausschlaggebend. Formal kann man allerdings anraten: Bei großen Versprechen, bei Werbung mit Wundern, bei Arbeit mit sehr hohen und allgemeinen Zielen, sollte immer besonders auf die Kleinschrittigkeit der Praxis geachtet werden. In kleinen Schritten bedeutet auch, daß immer nur zeitlich und finanziell überschaubare Vereinbarungen getroffen werden. Eine gesunde Skepsis ist auch angebracht, wenn Anbieter von schwarzer und weißer Energie sprechen und die spirituelle und reale Welt in polare Kräfte von gut/böse , hell/dunkel usw. eingeteilt wird.

Wenn Ausbildungen intensive Rituale enthalten, so sollten Sie sich ihrer eigenen psychischen Stabilität sicher sein. Wenn körperliche oder psychische Krankheiten vorliegen, so werden qualifizierte Ausbilder immer mit Heilpraktikern, Ärzten und Psychotherapeuten offen und engagiert zusammenarbeiten. Wenn Anbieter oder Praktiker sind sehr kämpferisch gegen Medizin oder Naturheilkunde verhalten, so ist dies ein Grund für besondere Vorsicht.