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Ätherische Öle können in sehr unterschiedlichen Bereichen und mit sehr unterschiedlichen Zielen und Arbeitsweisen angewendet werden. Diese Unterschiede erläutern wir im folgenden Text.



Rechtliche Unterschiede

Eine wichtige rechtliche Unterscheidung ist die zwischen Anwendungen im erlaubnisfreien Bereich und Anwendungen im Bereich der Heilkunde, wo eine Erlaubnis nach dem Heilpraktikergesetz notwendig ist. (Ausführlich ist dies unter anderem erläutert in Heil- und Gesundheitspraxis, PDF Download).

Für die Arbeit mit ätherischen Ölen gilt: sobald eine Anwendung sich direkt auf Leiden, Schmerzen oder Krankheiten bezieht und ein Lindern von Leiden und Schmerzen oder ein Heilen von Krankheiten Ziel der Arbeit ist, wird eine Heilerlaubnis zwingend.

Es gibt eine Heilerlaubnis, die auf das Gebiet der Psychotherapie begrenzt ist. Mit ihr kann man ätherische Öle zur Linderung und Heilung bei psychischen Leiden und Krankheiten einsetzen. Auch psychosomatische Zusammenhänge gehören hierzu. Die Heilerlaubnis für die allgemeine Heilpraxis lässt das Behandeln körperlicher und psychischer Leiden und Krankheiten zu.


Erlaubnisfrei ist das Arbeiten mit ätherischen Ölen überall dort, wo positive Ziele, die sich nicht auf Leiden und Störungen beziehen eindeutig im Fordergrund stehen

-    Pflege im Bereich Grundpflege und Kosmetik
-    Wellnessanwendungen in Form von Massagen oder Dufterlebnissen
-    Anwendungen zur Selbsterfahrung und Persönlichkeitsentwicklung
-    Beratung zur Anwendung im Bereich Ernährung und Selbsthilfe
-    In Unterricht und Lehre
-    Aroma Gesundheitspraxis (BfG), sie wird weiter unten ausführlich erläutert

Behandlungspflege oder medizinische Pflege in Krankenhäusern oder Senioreneinrichtungen muss, wenn sie über die Grundpflege hinausgeht, vom medizinischen Personal rechtlich akzeptiert werden.

Der Begriff Aromatherapie ist rechtlich frei. Wir raten aber allen PraktikerInnen, die nicht für Heilberufe zugelassen sind, dringend an, für sich und die Öffentlichkeit in Text und Verhalten deutlich zu machen, dass es sich um keine medizinische oder psychotherapeutische Anwendung handelt.



Unterschiede in der Art und Weise der Arbeit mit ätherischen Ölen

Ätherische Öle als Mittel zum Zweck
In den meisten Ausbildungen und in weiten Kreisen der Praxis werden ätherische Öle als Mittel zum Zweck eingesetzt.
Der Praktiker kennt die Wirkungsweisen, erfragt vom Kunden die speziellen Wünsche und sucht das geeignete Öl heraus oder stellt zielbezogene Mischungen her.

-    In der Grundpflege werden ätherische Öle benutzt, um gezielt Gesundheitsförderung und Heilungsunterstützung zu bewirken
-    in der Wellnessmassage werden ätherische Öle als belebende oder stärkende Dufterfahrung eingesetzt, zur Hautpflege, zum Unterstützen der Wellnesswirkungen usw..
-    in der Kosmetik, geht es darum, bestimmte Effekte auf der Haut zu fördern oder auch im Bereich der Parfümerie bestimmte Dufteffekte zu erlangen
-    in der Duftberatung, ist der Zweck, Duftöle z.B. für ‚Frische’ oder für ‚Leichtigkeit’ usw. zu kennen; eventuell auch, um z.B. Stress aus einem Raum zu neutralisieren, oder andere sogenannte negative Einflüsse zu verringern. Auch kann man in der Ernährung bestimmte Effekte mit äth. Ölen verstärken.
-    in der Behandlungspflege werden ätherische Öle für besondere Heilförderung oder z.B. in antibakterieller Anwendung eingesetzt. Hier ist ein besonderer Kontext, eine Klinik oder eine Pflegestation Voraussetzung, wo medizinisches Personal die rechtliche Sicherheit bewirkt
-    in der Heilkunde geht es umfassend um den Einsatz von ätherischen Ölen im Bereich der Behandlung von Krankheiten
-    in der Psychotherapie werden ätherische Öle gezielt eingesetzt, um bestimmte emotionale und psychosomatische Wirkungen anzustreben

In all diesen Anwendungen werden die ätherischen Öle als Instrumente der Arbeit benutzt.


Aroma Gesundheitspraxis (BfG)
die Ziele der Gesundheitspraxis und die besondere Sichtweise der ätherischen Öle als lebendige Beziehungspartner erweitern die instrumentalisierende Sichtweise.

Die humanistischen Ziele
sind wie die Leuchttüre in der alltäglichen Arbeit.
Über die verschiedenen anlassbezogenen Ziele hinaus geht es uns darum, allgemeine humanistische Werte zu fördern.

-    ein Maximum an Autonomie der Kunden
-    Selbstverwirklichung des Individuums in sozialer Verantwortung
-    Fähigkeiten, Konflikte und Ambivalenzen kreativ zu leben
-    Stimmigkeitskompetenz aktiv zu leben
-    Bewusstseinsentwicklung

Zusammengefasst ist dies die Fähigkeit, innere und äußere Demokratie gestalten zu können.

Die humanistische Orientierung bedeutet zum Beispiel, das Behandeln auf ein Minimum zu reduzieren, da Behandlungen weniger Autonomie und mehr Abhängigkeit fördern. Es bedeutet, die persönlichen Ziele und Werte der Kunden zu respektieren und alles zu tun, damit der Kunde sich selbst erlebt, ganzheitlich versteht und Selbstwertgefühle stärken kann. Es bedeutet, sehr viel Mühe darauf zu verwenden, Kunden das fachliche Vorgehen verständlich zu machen und auf das Ausnutzen von Fachmacht zu verzichten. Es bedeutet auch, moderne Formen der Bewusstseinsförderung mit den meditativen und spirituellen Traditionen zu verbinden.
Ausführliche Erläuterungen finden sich in den Skripten und Literaturangaben zu unseren Seminaren.



Die ätherischen Öle als lebendige Beziehungspartner

In der Gesundheitspraxis werden die ätherischen Öle als eigenständige Partner in der Arbeit mit Menschen angesehen. Die Wirkung der Öle entsteht im Zusammenwirken zwischen dem  Menschen, der ein Öl für sich nutzt, dem Öl selbst und dem, der diese Begegnung begleitet.
Die ätherischen Öle, ihre Inhaltsstoffe, ihre je einmalige Kombination reagieren aktiv auf den Menschen, auf die Umgebung und auf denjenigen, der eine Anwendung begleitet.

Diese Sichtweise bezieht sich auf alle ‚feinen’ Arbeitsmedien, wie Farben, sensible Hände, sogen. Energiearbeit und vor allem auch auf ‚Sprache’. Denn Worte und Sprachbilder sind wie feinstofflich wirkende Elementarteilchen. Das Zusammenspiel aller Kräfte bildet ein Resonanzfeld, in dem es keine Ursachen und Wirkungen gibt.

Bei ‚groben’ Medien dominieren die ‚harten’ materiellen Kräfte. Ein starkes Medikament wirkt, egal, wie der Praktiker es anwendet. So, wie die Wirkung eines Hammers halbwegs berechenbar ist, ist auf dieser groben Ebene durchaus von Ursache und Wirkung zu sprechen. Im ‚feinen’ kommunikativen Feld macht die Idee von Ursache und Wirkung keinen Sinn. Weder das Mittel, noch der Praktiker noch der Kunde bewirken irgendetwas. Lebendige Beziehungen lassen etwas entstehen.

Genügt es im ‚groben’ Feld, die Wirkungschemie zu kennen und die Bedingungen gut zu recherchieren, um erfolgreich zu arbeiten, bedarf es im Resonanzfeld’ zusätzlich (!) der Kommunikationskompetenz.
Die ätherischen Öle, genauer gesagt, ihre Inhaltsstoffe in ihrer je besonderen komplexen Zusammenstellung treten in Kommunikation mit dem Körper, dem Geist, der Psyche und dem Verstand – sowohl des Kunden, wie auch des Praktikers.

Beziehung mit Ölen zu haben, meint, dass Öl und Mensch aktiv aufeinander reagieren, wie in einem Tanz, wie in einer gesunden menschlichen Beziehung. Öle werden wie autonome Wesen erlebt, die ihre Geschichte haben, ihre Geheimnisse, ihre Oberfläche, ihre Tiefe, die verführen und enttäuschen, die sich hingeben oder beherrschen können.
Aromagesundheitspraktiker sind wie Tanzlehrer für Dufttänze. Sie unterrichten ihre Kunden darin, mit den Kräften der ätherischen Öle zu tanzen. 
Die autonomen Kräfte der ätherischen Öle sind, gerade weil sie aktiv sind, niemals zu unterschätzen. Wer mit ihnen tanzen will, sollte sich gut auskennen und viel Eigenerfahrung sammeln.



Beispiele gesundheitspraktischer Arbeitsweisen
in den unterschiedlichen Praxisfeldern

Im Wellnessbereich ist das vordringliche Ziel der Kunden, sich zu entspannen, sich zu erholen, Energie zu tanken. Dies fördern bestimmte ätherische Öle

-    in der gesundheitspraktischen Grundpflege und auch in der medizinisch, heilkundlichen Behandlungspflege wird die Arbeit mit ätherischen Ölen soweit wie möglich durch das Anbieten von Wahlmöglichkeiten und Dufterfahrungen bereichert. Dort, wo aktive Kommunikation schwierig wird, kann das Erzählen von Geschichten, die bestimmte Eigenkräfte der ätherischen Öle aktivieren, die ganzheitliche Resonanz fördern.
-    in der gesundheitspraktischen Wellnessmassage können aktive Imagination und bewusstseinserweiternde Sinneserfahrungen Entspannung und Belebung steigern und zugleich sanft und nachhaltig das Selbstwertgefühl der Kunden steigern
-    in der gesundheitspraktischen Kosmetik kann Schönheit und positives Altern durch eine ganzheitliche Beratung und Anwendung in den Mittelpunkt rücken.
-    in der gesundheitspraktischen Duftberatung geht es prinzipiell um ein ‚für’ anstelle des ‚gegen’; ‚Für’ mehr Leichtigkeit und Kraft, anstatt ‚gegen’ den Stress. Die Kenntnisse der Wirkungsmöglichkeiten der ätherischen Öle wird überwiegend als Selbsterfahrung und in Form von Geschichten vermittelt. Einseitige Sichtweisen und Erwartungen der Kunden werden durch sanfte, anregende Kommunikation erweitert. Die Sinne verführen im Tanz mit ätherischen Ölen aus sich heraus zu mehr Lebendigkeit, zu Erlebnisreichtum und Gesundheit.
-    in der gesundheitspraktisch akzentuierten Heilkunde steht über die Kommunikation mit den ätherischen Ölen und Duftresonanzen ein sehr weites Potential zur Verfügung, um Selbstheilungskräfte und vor allem, um langfristige Selbst-Stabilisierung zu fördern. Dies gilt sowohl für den körperlichen, wie insbesondere auch für den psychotherapeutischen Bereich.
-    Persönlichkeitsentwicklung, Selbsterfahrung, Sinnesschulung und Sinn-erleben sind aus gesundheitspraktischer Sicht die wesentlichen Wirkungsfelder ätherischer Öle. Ätherische Öle auf einzelne Wirkungen zu begrenzen erscheint, wenn man die ganze Weite ihrer Kräfte kennt, immer wie ein Beschneiden der Potentiale. Die ätherischen Öle sind biochemisch und symbolisch verdichtete Pflanzenerfahrungen für unsere Lebensthemen: ‚gesundes Älterwerden’; Lebenskrisen als Wandlungsphasen; Beziehungen, Erotik, Transzendentale Erfahrungen. Allerdings sind diese Themen in ihrer gesundheitspraktischen Sicht nicht gerade Marktrenner (zur Zeit noch nicht). Bevorzugt werden von Kunden eher Rezepte, schnelle Wirkungen und einfache Hilfsmittel.

Das Gleiche gilt auch für die meisten PraktikerInnen. Das ist verständlich und wir nehmen es als Arbeitsbasis. Die persönlichkeitsbildenden Potentiale ätherischer Öle nutzen zu können, bedeutet vielseitige, lange und intensive Erfahrungsarbeit auf allen Ebenen:  Der Ebene der biochemischen Wirkungsanalyse; der Ebene der Kulturgeschichte und Symbolik; der Ebene der humanistischen (speziell hypnosystemischen), Kommunikation.